Wie ein Buch meine Gewohnheiten von Grund auf verändert hat

Diese Woche durfte ich eine Frau zu Gast haben, deren Arbeit mich persönlich tief berührt und verändert hat: Dr. Molly Gebrian – Bratschistin, Neurowissenschaftlerin und eine der spannendsten Stimmen, wenn es darum geht, die Wissenschaft des Lernens verständlich und praktisch für MusikerInnen zu machen.

Molly verbindet auf einzigartige Weise, was wir oft getrennt denken: Kunst und Hirnforschung. Sie hat Musik und Neurowissenschaften studiert, unterrichtet am New England Conservatory die Wissenschaft des Übens und hat mit ihrem Buch „Learn Faster, Perform Better“ ein Werk geschaffen, das längst zum Geheimtipp unter MusikerInnen und PädagogInnen geworden ist.

Wenn es so etwas wie glückliche Zufälle gibt…

Als Mollys Buch zu mir fand, war meine Tochter gerade drei Monate alt. Schlaf war Luxus, Übezeit ein seltener Schatz – und trotzdem musste ich ein großes Programm mit einem mir völlig neuen zeitgenössischen Stück in winzigen Zeitslots lernen.
In dieser Phase erzählte mir eine unserer Coaches von Mollys Forschung – und plötzlich änderte sich alles.

Ich wurde effizienter.
Üben fühlte sich leichter an.
Und vor allem: Es machte wieder Spaß.

Was mich so überzeugte?
Dass hinter jedem Tipp ein wissenschaftliches Experiment steht. Keine Mythen, kein „Guru“, der Weisheiten von sich gibt, die man glaubt (oder eben nicht) – sondern echte Erkenntnisse aus der Hirnforschung.

Hier sind einige der wichtigsten Learnings aus unserem Interview für dich in Kürze zusammengefasst:

Was unser Gehirn beim Üben wirklich braucht

Pausen machen uns besser. Wirklich.

  • Mikropausen – kleine Auszeiten für große Fortschritte

Schon 10–15 Sekunden reichen.
Während wir kurz stoppen, spielt unser Gehirn das eben Geübte im Zeitraffer – zwanzigmal schneller! - ab. Wenn wir wieder ansetzen, sind wir automatisch einen Schritt weitergekommen.

  • Makropausen – der Muskelkater des Gehirns

Wie beim Krafttraining passiert der Fortschritt nicht beim Tun, sondern beim Ruhen.
Nach Pausen kommen wir stärker zurück, und das ist kein Zufall.

  • Vergessen ist kein Feind

Je besser wir etwas können, desto länger dürfen die Pausen sein.
Dieses kleine Vergessen – und das Wiederfinden – verankert unser Wissen tiefer.

Weniger ist mehr: Struktur statt Dauer

  • 5 Stunden täglich sind mehr als genug

Mehr führt nicht zu besseren Ergebnissen – sondern zu Erschöpfung, Ineffizienz oder sogar zu Verletzungen.

  • Ideal: 25–30 Minuten Fokus, dann Pause

Und nach 90 Minuten eine längere Auszeit.

Probespielstress, Gedächtnislücken & mentale Stärke

Ich habe mit Molly auch über mein eigenes Blackout bei einer Aufnahmeprüfung gesprochen – diesen Moment, in dem plötzlich nichts mehr da war.

Ihr Ansatz dazu ist klar:
Blackouts passieren oft, weil wir nur auf eine einzige Gedächtnisart setzen.

Die drei Arten des Gedächtnisses, die wir stärken müssen:

  • Motorisches Gedächtnis – wie es sich anfühlt

  • Auditorisches Gedächtnis – wie es klingt

  • Kognitives Gedächtnis – was wirklich auf dem Notenblatt steht

Je ausgewogener, desto sicherer.

Wenn die Nerven mit uns durchgehen – und wie wir sie uns zurückholen

Unter Druck passiert etwas Paradoxes:
Wir überfokussieren auf technische Aspekte – und machen dadurch mehr Fehler.

Wie wir das Ruder wieder in die Hand nehmen können:

  • Fokus auf den Ausdruck,

Phrasen, Klang und Botschaft.

  • Inneres Drehbuch

Wie Athleten – ein Plan für den Kopf wohin der Kopf bei jeder Stelle wandern soll.

  • Bullet Points pro Stelle

3–5 kurze Gedanken, die sofort in den richtigen Charakter katapultieren.

Warum dieses Gespräch nachklingt

Dies war nur ein kleiner Teil des Inhalts unseres Gespräches, tauch ein die Episode ein (www.penthesileaonair.com) um deine Gewohnheiten nachhaltig zu verbessern.

Zeit, Nerven, Klarheit, Selbstvertrauen – all das können wir zurückgewinnen, wenn wir wissen, wie unser Gehirn beim Lernen (ver-) arbeitet.

Wenn ihr:

✨ euer Üben effizienter gestalten wollt
✨ euren Fokus bewusst verbessern möchtet
✨ Freude statt Druck spüren wollt

… dann ist diese Episode für euch!

An dieser Stelle möchte ich auch eine große Empfehlung für Mollys Website voll mit weiterführenden Inhalten und natürlich für ihr bahnbrechendes Buch aussprechen! 

Und nicht vergessen: Abonniert gern „Penthesilea on air Podcast“, damit ihr nicht unser Bonusmaterial mit Fragen aus unserer Community verpasst!

Ich freue mich schon auf das nächste Mal –
und darauf, diesen Weg gemeinsam weiterzugehen.

Mit lieben Grüßen aus Wien,
Karin Bonelli

🎧 Die komplette Folge kannst du hier anhören:

Weiter
Weiter

8 weeks to go… oder „zu den guten Nachsätzen“